Christoph MÜLLER,
Institut für Soziologie
Universität Bern, Schweiz
Faszinierend zu sehen, mit welcher Virtuosität sich einige der meist jugendlichen «netizens» in der Sphäre von Chats und «Multi User Dimensions» bewegen und wie eloquent sie ihre Gedanken über die Tastatur ins «Netz» übertragen: Per «short-cut» springen sie schwupps zwischen verschiedenen Sphären hin und her, programmieren gleichzeitig virtuelle Spielwiesen, plappern, tauschen sich über ihre Sorgen aus und üben sich im Flirten.
«Privacy» ist dabei durchaus von Bedeutung: Auf der online-Bühne werden zunächst nur ausgewählte Aspekte des Selbst präsentiert andere werden geheim gehalten und dürfen keinesfalls verraten werden! Obwohl die Identitäten der Spielfigur(en) im Prinzip wandelbar sind, erscheinen die «personae» meist in konsistenter Weise: Die Charakteren sollen nicht nur originell und also erkennbar sein, sondern auch wiedererkennbar.
Die in Chats und MUDs präsentierte Privatheit ist zumeist eine inszenierte: Der Auftritt erfolgt mit Pseudonymen und das Private ist nur soweit öffentlich, als es möglichst bewusst ausgewählt, selbstbestimmt und kontrolliert ist, und als die Öffentlichkeit überschaubar und vertrauenswürdig ist. Ansonsten ziehen sich die SpielerInnen in nicht-öffentliche «separées» zurück. Schwierigkeiten entstehen für die Teilnehmenden vor allem dort, wo es ihnen nicht gelingt, die Kontrolle über ihre Privatheit zu bewahren.
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