Für manche ist das Potenzial der online-Kommunikation mit sagenhaften Zukunftserwartungen verbunden und wird enthusiastisch begrüsst. Andere befürchten eine zunehmende Vereinsamung und warnen vor der allmählichen Auflösung tragender Gemeinschaftsbeziehungen. Eine dritte Position steht den neuen Möglichkeiten der Computerkommunikation ambivalent gegenüber, bisweilen interessiert zwar, meist aber abweisend: «Chatten» wird als belangloses Geplapper unter «Kiddies» betrachtet. Ein näherer Blick in die Praxis zeigt aber, dass textbasierte, computervermittelte Kommunikation durchaus anspruchsvoll, voraussetzungsreich und lehrreich ist.
Die Ergebnisse einer soziologischen Netzwerkstudie mit 101 an Chats und Newsgruppen Teilnehmenden zeigen einen kreativen Umgang mit den Kommunikationsdiensten des Internet. Die vorwiegend jugendlichen Nutzerinnen und Nutzer schneidern sich die technischen Möglichkeiten der Internetkommunikation auf ihre sozialen Bedürfnisse zurecht. Oft bilden ihre online-Beziehungen keine eigenständigen Netze, sondern sind in vielfältiger Weise mit ihrem Alltag ausserhalb des Internet verknüpft.
Die Nutzungsform einer neuen Technologie lässt sich nur bedingt im voraus planen: Gerade beim vergleichsweise bedeutungsoffenen Internet werden die gesellschaftlichen Auswirkungen der neuen Kommunikationstechnologien wesentlich durch die konkrete Praxis der Anwendungen mitgeprägt.
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